Kastenwagen mit Aufstelldach
Bei Wohnmobilen unterscheidet man generell zwischen Vollintegriertem, Teilintegriertem und Kastenwagen. Diese Aufzählung spiegelt auch die preisliche Staffelung der Typen in absteigender Reihenfolge wider.
Als langjährige Wohnwagenfahrer liebäugeln wir jetzt - da die Kinder groß geworden sind - mit der Anschaffung eines preiswerten Wohnmobils. Wir wollen künftiger flexibler sein und unterschiedliche Destinationen ansteuern können. Also soll ein Wohnmobil her, aber preiswert soll es sein und mehr oder weniger auch alltagstauglich.
Kastenwagen als günstigste Variante
Obwohl ich mich früher nie dafür interessiert hatte, haben jetzt Kastenwägen mein besonderes Interesse geweckt. Denn sie sind „günstig“, klein und wendig. Klein ist natürlich auch ein Nachteil wenn man doch einmal mit mehr als 2 Personen reisen möchte. Ein Schlafplatz in der Dinette halte ich für keine Option, denn der Dinettenschläfer liegt, vor allem wenn er früher zu Bett gehen möchte, im Zentrum des Geschehens. Doch ein Kastenwagen wäre noch am ehesten erschwinglich.
Das Aufstelldach löst das Platzproblem nicht nur
Einige Hersteller bieten Kastenwägen mit Aufstelldach an. Das Aufstelldach beherbergt ein geräumiges Bett, quasi auf dem Dach des Fahrzeugs. Das ist die Lösung der Platzprobleme ab der dritten mitreisenden Person, ein zweites Zimmer sozusagen. Und nicht nur das, auch wenn man nur zu zweit ist könnte ich mir das Hubdach als bevorzugten Schlafplatz vorstellen. Tolle Aussicht in 2,65 Metern Höhe zum einen, zum Anderen aber auch das Zeltfeeling in heißen Sommernächten. Ganz zu schweigen davon, wenn man morgens vom Sonnenaufgang über dem Meer geweckt wird. Da würde ich doch glatt das Auto entsprechend ausrichten.
Nachteile eines Kastenwagens mit Aufstelldach
So schön die Lösung mit dem Aufstelldach auch ist, bringt sie auch ein paar Nachteile mit sich. So gibt es beim Aufstelldach natürlich keine Dachluken, welche eigentlich sehr wichtig wären, oder zumindest sehr schön. Hierauf muss aber weitestgehend verzichtet werden.
Dies mag man noch hinnehmen, aber das Aufstelldach bringt noch weitere Nachteile mit sich:
- Kein Platz für eine Solaranlage, zumindest bei den 5,60 Meter langen Fahrzeugen. Aber auch bei den 6 Meter Modellen ist man bezüglich Solaranlage sehr eingeschränkt. Viele Anbieter schließen diese in Verbindung mit einem Hubdach aus.
- Gleiches gilt für die automatische SAT-Anlage. Auch sie findet durch das Hubdach keinen Platz mehr.
- Das Bad kann nicht entlüftet werden, zumindest nicht wie eigentlich üblich über eine Luke im Dach. Ein Badfenster ist also erforderlich. Leider wird dieses nicht von allen Anbietern angeboten, was die Suche nach dem richtigen Modell dann schon wieder schwierig macht. Pössels tolles Schwenkbad beispielsweise, ist nicht mit Fenster möglich (sonst hätte ich meine Wahl gehabt).
- Die Leiter zum Obergeschoss: Leider kommt man nur mittels einer Leiter ins obere Stockwerk. Im ganz realen Urlaubsalltag wird diese Tag und Nacht mitten im Auto stehen, zumindest aber in der Zeit, in der sich jemand oben im Dachzelt befindet. Ein möglichst wenig störender Aufstellort wäre also gut. In manchen Modellen verhindert die Leiter eigentlich den Durchgang zu Küche, Bad oder hinterem Bett.
Die lästige Leiter
Leider stört die Leiter zum Hubdach sehr im alltäglichen Urlaubsbetrieb, da sie den Durchgang im Fahrzeug massiv behindert. Gewöhnlich wird die Leiter in Fahrtrichtung angestellt und steht damit mit der Unterseite mitten im Gang.
Hymer hatte hier immer eine schöne Lösung, indem die Leiter quer zur Fahrtrichtung, links angestellt wurde. Um den erforderlichen Platz zu schaffen wurde der Dinettentisch zur Hälfte umgeklappt. Nachteil der Lösung war das konstruktionsbedingt die erforderlichen Scharniere auf der Oberseite des Tisches waren. Möglicherweise hat sich der eine oder andere an den Scharnieren gestört, aber diese Lösung war perfekt. Meist reicht die Hälfte des Tisches und alle Bereiche des Wagens sind weiterhin problemlos erreichbar.
So wie es aussieht ist Hymer aber wieder von dieser Lösung abgekommen (zumindest in Free 600 Campus) und stellt die Leiter jetzt wie der Wettbewerb mitten in den Gang.
Interessante Autos:
Aufstelldächer liegen voll im Trend, das haben auch die einschlägich bekannten Hersteller erkannt und bieten immer mehr Modelle mit Aufstelldach ab Werk an. In der Regel werden die Hubdächer alle vom selben Hersteller zugekauft. Soweit bekannt bietet lediglich Vantourer eine Eigenentwicklung an.
Doch hier nun eine Auflistung einiger Anbieter mit solchen Fahrzeugen:
CleverVans
Eine preiswerte Alternative für einen Kastenwagen mit Aufstelldach und damit 2 weiteren Schlafplätzen, stellen die Fahrzeuge von CleverVans dar. Hier geht es bereits bei einem Grundpreis von unter 34.000,- Euro los. Allerdings ist im Grundpreis natürlich noch kein Aufstelldach enthalten, dieses muss als Extra geordert werden und verursacht Mehrkosten von ca. 4000,- Euro.
Dreamer D43 UP
Der Dreamer D43 UP (Rapido) ist lediglich 5,41 Meter lang und verfügt über ein Aufstelldach.
Großes Plus am Dreamer ist die Leiter zum Aufstelldach, welche quer zur Fahrtrichtung nach links angestellt wird und dadurch nicht mitten im Gang steht. Weiter entsteht durch das Panoramafenster über dem Fahrerhaus ein schönes Raumgefühl.
Negativpunkte: Das Panoramafenster kann auch als Nachteil gewertet werden, denn dadurch geht wertvoller Stauraum verloren. Das Bad ist sehr klein und auch der allgemeine Stauraum mag im 4-Personen Betrieb etwas knapp bemessen sein. Das Bett im Heck ist etwas schmal.
Preislich liegt der von Haus aus reichlich ausgestattete Dreamer D43 up bei ca. 53.000.- Euro (2020). In diesem Preis ist bereits der 140PS Motor (FIAT), 3500kg Fahrgestell, Dieselheizung und vieles mehr enthalten, das Aufstelldach natürlich nicht zu vergessen!
Pössl 2WIN
Der Pössl 2WIN R ist mit 6 Metern Länge eigentlich eine gute Basis für ein Auto mit Aufstelldach. Leider aber nicht mit Schwenkbad. Wenn man ein unbelüftetes Bad nicht akzeptiert bleibt dann nur das normale „alt hergebrachte“ Bad oder das Raumbad.
Das Raumbad bietet einige Vorteile, wie zum Beispiel mehr Platz oder Türen als Raumtrenner nutzbar. Aber es gibt auch schwerwiegende Nachteile: Um zur Toilette zu gehen muss man sich ein Stück vom Wohnraum borgen, welchen man nach dem Geschäft duftgeschwängert wieder an die Mitreisenden zurück gibt. Mitten in der Nacht, wenn andere im Fahrzeug schlafen, mag dies vielleicht unangenehm oder gar peinlich sein.
Außerdem versperrt der Badnutzer den Weg zum hinteren Bett, wie auch zum Kühlschrank.
Der Pössel 2WIN R ist ab ca. 39.999,- Euro (2020) zu haben. In diesem Preis ist aber noch kein Aufstelldach dabei, dieses schlägt nochmals mit 3999.- Euro zu Buche. Überhaupt ist das Fahrzeug dann recht nackt und mit dem einen oder anderen Extra steigt natürlich auch der Preis. Empfehlenswert ist die Wahl des PLUS-Paketes, dadurch kostet das Fahrzeug nur 1000.- Euro mehr, hat aber schon einiges an Ausstattung dabei.
Vantourer, der Technikvorreiter
Ein sehr schönes Fahrzeug mit optionalem Hubdach ist auch der Vantourer 600 D, mit 6 Meter Länge. Das Auto hat in Qualität und Verarbeitung des Innenausbaus die Nase ziemlich weit vorn. Das macht sich auch im Preis bemerkbar. Ab rund 45.000.- Euro gibt es den Vantourer, dann allerdings nur mit 115PS und 3300 kg Zulassung.
Möchte man ein Aufstelldach, eine ordentliche Motorisierung, die fast zwingende Auflastung auf 3500kg oder gar noch ein paar Extras, findet man sich sehr schnell in der Region 60.000,- Euro wieder.
Besonderheiten Vantourer
Vantourer hat den Frischwassertank unters Auto gebracht. Dadurch dass sich der platzraubende Tank jetzt unter dem Fahrzeug befindet (welcher aber nach wie vor, beispielsweise zum reinigen, prima zugänglich ist) hat man im Laderaum unschlagbar viel Platz geschaffen.
Vantourer bietet aber auch viele tolle Extras, wie beispielsweise das stufenlos höhenverstellbare Hubbett im Heck. Das Bett lässt sich fast bis zur Wagendecke hochfahren, wodurch ein riesiger Stauraum entsteht und das Bett trotzdem, beispielsweise auf der Fahrt, noch nutzbar bleibt. Dieses Ausstattungsplus für rund 1000,- Euro ist auch fast ein Muss.
Bürstner Campeo
Der Bürstner Campeo ist ein Van der ebenfalls die Option für ein Aufstelldach bietet. Sicherlich ist Bürstner kein Billiganbieter, dennoch startet der günstigste Bürstner Van bereits bei 38.590,- Euro. Allerdings verfügt dieses Fahrzeug dann über keinerlei nennenswerte Ausstattung. Die Fahrzeuglängen variieren zwischen 5,41m, 5,99m und 6,36m und sind alle mit Aufstelldach lieferbar.
Doch die Bürstner Website zeichnet sich durch besondere Transparenz aus und ist damit sicherlich die kundenfreundlichste unter all den Reisemobilherstellern. Alle Fahrzeuge können auf der Website konfiguriert werden und der Nutzer sieht direkt wie sich der letztendliche Preis durch An- und Abwahl der einzelnen Ausstattungswünsche entwickelt.
Mooveo, der vollausgestattete
Mooveo war früher Bavaria, musste sich aber wegen Rechtsstreitigkeiten umbenennen. Das Besondere an den Mooveo Wohnmobilen ist die Ausstattung, denn die Fahrzeuge werden nur vollausgestattet angeboten. Deshalb scheinen die Fahrzeuge auf den ersten vielleicht etwas teuer, doch es ist bereits aller erdenklicher Luxus enthalten, nicht nur die Markiese, sondern sogar auch Fernseh, SAT- und Solaranlage!
Eines fehlt jedoch noch im jetzt garnicht mehr so teuren Grundpreis ab 51.000,- Euro. Dies ist das Hubdach, welches noch extra hinzu kommt. Ansonsten ist die Liste möglicher Extras, abgesehen von unterschiedlichen Motorisierungsvarianten, bei Moove aber sehr kurz und übersichtlich.
Besonderheiten Mooveo
Besonders erwänenswert bei Mooveo ist zudem noch die Badlösung: Der kleine Van-54DB verfügt über ein Raumbad, ok. Die größeren Modelle hingegen haben ein abgeschlossenes Bad, bei welchen das WC verschoben werden kann und somit "unter dem Heckbett verschwindet". Das Waschbecken kann hochgeklappt werden und so entsteht genügend Raum zum duschen. Toll!
Hymer Free
Auch Hymer lässt sich das Geschäft im Bereich Vans nicht entgehen und bietet mit der Baureihe Hymer FREE ausgbaute Kastenwägen in den Längen 5,41 Meter un 5,99 Meter an. Diese können optional auch mit Aufstelldach geordert werden. Die Preise gehen aktuell bei 43.590,- Euro los - wohlgemerkt ohne Hubdach - dieses kommt noch als Extra hinzu.
Hymer ist sicherlich ein namhafter Hersteller der seine Fahrzeuge auch imagegerecht hochwertig ausstattet. Allerdings fällt auf der Website negativ auf, dass alle möglichen Extras zwar halbwegs übersichtlich aufgezeigt werden, jedoch ohne Preise. Hat man etwas zu verbergen?
Fazit
Das Angebot ist groß, was die Wahl sicherlich nicht leicht macht. Hauptentscheidungskriterium ist meißt der Preis, andererseits handelt es sich um eine massive Investition, bei der man vielleicht auch über den eigenen Schatten springen muss und eben doch teurer kaufen muss, um dann das ideale Gefährt zu haben.
Mein subjektiver Favorit ist derzeit der Vantourer mit Aufstelldach und Hubbett im Heck. Grund ist vor Allem das Raumkonzept im Laderaum, mit dem unter dem Fahrzeug liegendem Frischwassertank in Kombination mit dem höhenverstellbarem Bett im Heck. Da müssen die Fahrräder nicht mehr draußen auf dem Fahrradträger hängen.
Doch jeder interessierte sollte sich die einzelnen Fahrzeuge genau ansehen und nach den persönlichen Bedürfnissen abwägen.
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